Was ist GEMBA?

Was ist GEMBA?

Gemba ist ein japanischer Begriff und bedeutet „der eigentliche Ort“.

Im Wirtschaftsleben wird mit gemba der Ort der Wertschöpfung bezeichnet. Gemba wird auch als Weiterentwicklung von Kaizen und des klassischen kontinuierlichen Verbesserungsprozesses gesehen.

Die sechs Prinzipien von GEMBA

Gemba sorgt für ein einheitliches Verständnis der Situation. Durch die Anwendung direkt am Ort des Geschehens. Diskussionen in geschlossenen Besprechungsräumen sind meist für die betroffenen Mitarbeiter nicht greifbar, unterschiedliche Erfahrungen und Wissensstände tun hier ihr übriges. Wer seine Mitarbeiter am Ort des Geschehens mit einbezieht, erhöht die Akzeptanz zur Veränderung und kann aus dem Wissensstand der Mitarbeiter neue Erkenntnisse gewinnen.

Das folgende Vorgehen bezeichnet die sechs Prinzipien von Gemba

  • Gehe zu Gemba (dem Ort der Fertigung), wenn eine Abweichung auftritt.
  • Überprüfe Gembutsu (Mitarbeiter und Maschinen im Herstellungsprozess).
  • Leite Sofortmaßnahmen ein.
  • Finde die Ursachen der Abweichungen heraus.
  • Beseitige die Ursache an der Quelle.
  • Standardisiere, um einem Wiederauftreten der Abweichungen vorzubeugen.

7 Verschwendungsarten (Mudas)

Die 7 Mudas gilt es täglich im Betrieb zu entdecken und zu beseitigen. Verschwendungen begegnen uns überall bei unserer täglichen Arbeit. Als Kategorisierung und Anhaltspunkt gelten die 7 Mudas

  • Fehler und Nachbearbeitung
  • Transport
  • Bewegung und Laufen
  • Warten und Suchen
  • Bestände aller Art
  • Überproduktion
  • Ineffektive Prozesse

Häufig stehen einzelne Bestandteile der Verschwendung in gegenseitigen Wechselwirkungen. Es ist daher hilfreich diese neben ihrer Art auch die Ausprägung zu klassifizieren.

Beobachtet man den einzelnen Arbeitsablauf so kann man diesen in vier Arbeitsinhalte unterteilen

wertschaffende Arbeit
+kanji mudamuda bei Maschinen und Anlagen
+hiragana mudanicht wertschöpfend aber notwendige Tätigkeiten
+katakana mudanicht wertschöpfende Tätigkeiten
=Gesamter Arbeitsablauf

Katakana muda

Diese Verschwendung kann sofort eliminiert werden!
z.B.: Warten, Suchen, Ablegen, Nachdenken, Doppelarbeit, Stapeln von Teilen, usw.

Kanji muda

Diese Verschwendung basiert auf Maschinen und Anlagen.
z.B.: Leere Rückwege bei hydraulisch oder pneumatisch angetriebenen Maschinen, zu lange Rückführungswege zur mechanischen Teilebearbeitung, überdimensionierte Maschinen.

Hiragana muda

Unter den aktuellen Bedingungen notwendige Arbeiten um die Wertschöpfung erzielen zu können.
z.B.: Reinigen, Handbetrieb von Maschinen

Die Verschwendung kann immer nur am Ort des Geschehens erfasst werden.
Mit GEMBA nicht wertschöpfende Arbeit erkennen und eliminieren, notwendige nicht wertschöpfende Arbeit optimieren. Go to Gemba!

5S Methode

Praktische Anwendung findet sich vor allem in der 5S Methode am Arbeitsplatz

  • Seiri Ordnung schaffen: entferne alles nicht Notwendige aus deinem Arbeitsbereich!
  • Seiton Ordnungsliebe: ordne die Dinge und bewahre sie an ihrem richtigen Platz auf!
  • Seiso Sauberkeit: halte deinen Arbeitsplatz sauber!
  • Seiketsu persönlicher Ordnungssinn: mache 5S durch Festlegen von Standards zur Gewohnheit!
  • Shitsuke Disziplin: mache Sauberkeit und Ordnung zu deinem persönlichen Anliegen!

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Über den Autor

Christoph Standfest administrator

Stehen Sie vor einem herausfordernden unternehmerischen Problem? Möchten Sie wachsen, optimieren, sanieren oder komplett neu gestalten? Benötigen Sie Rat, Inspiration und/oder tatkräftige Unterstützung? Dann sollten wir uns kennen lernen. Als erprobter Praktiker kenne ich die Probleme meiner Mandanten nicht nur aus dem Lehrbuch, sondern zudem aus vielfältigen selbst erlebten Erfahrungen.

2 Kommentare bisher

Josef Schneeweiss, GF js-workon GmbHEingestellt am5:17 am - Jun 9, 2020

Hallo Christoph, die Sachen kenne ich sehr gut! Ich bin u.a. auch ein GEMBA Geschädigter. Vor knapp 20 Jahren ist so eine GEMBA Welle über die Industriebetriebe gerollt. Mit sehr viel Aufwand (Schulungskosten) wurden Projekte gestartet, die viel besser unter dem Begriff „Hausverstand“ gelaufen werden. Die Akzeptanz für Fernöstliche Begriffe und Weisen war bei den „normalen“ Mitarbeitern z.T. überhaupt nicht gegeben. MEINE Erfahrung ist, diese Werkzeuge anwenden, aber unter einem Begriff aus unserer Kultur! Gleiche Methoden nur viel mehr Akzeptanz! LG Sepp

    Christoph StandfestEingestellt am8:09 pm - Jun 10, 2020

    Hallo Sepp, danke für deinen Kommentar. Du hast vollkommen Recht, vor 20 und vor 10 Jahren gab es eine große Welle von Schulungen aller Art. Darunter war natürlich GEMBA als lohnenswertes Thema. Hier ging es aber vor allem um die irrige Meinung man könnte Firmenkultur von außen mit ein paar Schulungen beeinflussen. Um ausreichend Schulungen verkaufen zu können wurde so viel wie möglich theoretisiert und verkompliziert. Zum Leidwesen einer in der Sache richtigen Denkweise. Und jetzt sind wir am Kern, GEMBA ist eigentlich Firmenkultur. Firmenkultur ändern ist ein riesen Change und benötigt einen langen Atem. Wie in jedem Change funktioniert das nur wenn das Ganze von oben herab GELEBT wird. Wer natürlich in einem bodenständigem Handwerksbetrieb in „Schönsprech“ mit BWL Fremdwörtern und japanischen Begriffen um sich schmeißt, wird zwangsläufig sein blaues Wunder erleben. Das eine ist die Theorie und das andere die Umsetzung welche Empathie, Hemdsärmeligkeit und Durchsetzungsvermögen – kurz Führungskompetenz voraussetzt. LG Christoph

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